Im Escrima ist die vornämlich eingesetzte Übungswaffe ein Rattanstock, der nach dem Gesetz eigentlich keine Waffe ist. Auch Stöcke aus anderen Hölzern oder aus Kunststoff sind gut geeignet.
Der Schüler beginnt sein Training mit einem Stock, später folgen das Training mit je einem Stock in jeder Hand (Doppelstock). Danach werden Techniken mit sehr kurzen Stöcken (Palmsticks), mit Stock und Messer, mit Macheten, mit der Tonfa, mit langen Stäben und mit Klingenwaffen geübt. Die Konzepte des Escrima sind auf jede Waffe bzw. auf jeden handhabbaren Gegenstand anwendbar.
Waffen werden nach dem deutschen Waffengesetz wie folgt eingeteilt:
1. Schusswaffen, oder Gegenstände die ihnen gleichgestellt sind.
2. Tragbare Gegenstände, die dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder zu verringern, wie z. B. Hieb- und Stichwaffen.
3. Tragbare Gegenstände, die durch ihre Beschaffenheit, Handhabung oder Wirkungsweise geeignet sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder zu verringern, obwohl sie nicht dazu bestimmt sind.
Der genaue Wortlaut des Waffengesetzes kann hier nachgelesen werden: Waffengesetz
Ich habe selbst verschiedene Materialien für Escrimastöcke ausprobiert und gebe meine Erfahrung gern weiter.
Rattan
Rattan ist ein Lianengewächs. Rattan ist auch als Peddigrohr, Manau, Manila, Malakka gekannt. Rattanstöcke sind relativ leicht, elastisch und zerbrechen nicht. Stöcke aus Rattan sind sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Der Nachteil beim Rattan ist, dass bei hartem Kontakt die Stöcke längs aufreisen, später auffasern und weich werden. Solche Stöcke sind für ein Training nicht mehr geeignet. Neue Stöcke aus Rattan sind jedoch preiswert und leicht zu beschaffen. Da Rattanstöcke naturgewachsen sind, ist jedoch Stock unterschiedlich. Die dünnen Stöcke halten meist besser als die dicken.
Hartriegel
Hartriegel kommt in verschiedenen Arten in der Natur oder in Parks und im Garten vor. Einige Arten sind invasiv. Wir verwenden naturgewachsene Stöcke aus Hartriegel. Diese sind zäh, relativ leicht und das Holz macht seinem Namen alle Ehre. Hartriegel zählt zu den Harthölzern. Kaufen kann man die Stöcke nicht. Da hilft nur Augen aufhalten und selber ernten.
Hickory
Hickory gehört zu den Walnussgewächsen und ist in Nordamerika und Ostasien beheimatet. Escrimastöcke aus Hickory sind hart und belastbar. Stöcke aus Hickory sind meist hell. Aktuell trainiere ich mit Hickorystöcken. Zerbrochen ist mir bis jetzt noch keiner. Jedoch bilden sich manchmal Späne bzw. Splitter. Solche Stöcke sollten dann schnell aussortiert werden.
Akazie / Robinie
Akazien sind artenreiche Hülsenfrüchtlergewächse. Oft wird Akazie mit Robinie verwechselt. Selbst im Handel wird Robinie als (falsche) Akazie bezeichnet. Robinie kann als Bauholz gut im Freien verwendet werden, da es sehr beständig ist. Von mir erworbene Escrimastöcke aus Akazie, vermutlich war es Robinie, haben nicht lang gehalten und sind ohne Vorankündigung beim Training zerbrochen. Ich werde keine wieder kaufen.
Kamagong
Kamagong ist ein philippinisches Fruchtbaumholz. Es ist sehr schwer, hart und von dunkler Färbung. Es wird häufig als Eisenholz bezeichnet. Das Holz sieht als Stock edel aus und fasst sich gut an. Für Anfänger sind Stöcke aus Kamagong nicht geeignet. Mir ist beim Training mal ein Stock aus Kamagongholz zerbrochen. Die Bruchstelle war spitz und scharfkantig. Das abgebrochene Ende flog quer durch den Raum. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Teak
Teak ist ein schweres, widerstandsfähiges Hartholz. Die Stöcke sehen sehr edel aus und fassen sich gut an. Ich würde meine aktuellen Teak-Stöcke nur zum Formentraining und für leichtes Partnertraining verwenden. Sie sind mir zum harten Kontakttraining zu wenig elastisch.
Polypropylen (PP)
PP-Stöcke sind meist als graue Kunststoffhalbzeuge zu bekommen. Das Material ist sehr zäh, etwas elastisch und hält einiges aus. Das Material schmiert beim Sägen oder Feilen. Ich habe in 30 Jahren erst einen PP-Stab beim Escrimatraining brechen sehen. Wenn die Handflächen stark schwitzen, werden die Stäbe schnell rutschig. Manche beschweren sich darüber, dass die Stäbe in der Hand vibrieren. Ich habe die besten Erfahrungen mit Flatsticks, rechteckige Stäbe, gemacht. Die sind ziemlich unverwüstlich. Bei Partnerübungen sollten, wenn dann beide mit Kunststoffstöcken trainieren, sonst sind die Stöcke aus Naturmaterial ziemlich schnell zerstört.